Vorsicht vor steigenden Dispo-Zinsen!

Fast jeder deutsche Bürger war früher oder später in seinem Leben vielleicht schon einmal mit seinem Girokonto im “Minus”. Dieses “Minus” bedeutet nichts anderes, als dass der Dispositionskredit, den die Bank einem Kunden einräumt, in Anspruch genommen wird – ganz automatisch. Diese Kredite sind mit hohen Zinskosten verbunden und diese Kosten steigen natürlich aktuell mit den steigenden Leitzinsen weiter stark an.

Ein Dispositionskredit (kurz auch: Dispokredit oder Überziehungskredit) ist eine spezielle Kreditform, bei der das Darlehen dem Kreditnehmer automatisch vom Kreditgeber in Form weiterer Geldreserven auf dem Konto zur Verfügung gestellt wird. Dabei steht des dem Kunden offen, wie hoch der Kredit ausfallen soll – lediglich der vorher festgelegte Kreditrahmen limitiert die durch einen Dispokredit verfügbare Menge an Geld.

Dieses Limit hängt von vielen Faktoren ab, die sehr stark den üblichen Punkten bei einer Kreditnehmer-Bewertung entsprechen: Sowohl das monatliche Netto-Einkommen des Kontoinhabers fließen in die Berechnung mit ein, als auch die Bonität (hat der Kunde negative Schufa-Einträge?), die aktuelle arbeitstechnische Situation des Kontoinhabers (arbeitslos, beschäftigt oder Beamter) und viele weitere kleinere Faktoren.

Darum sind Dispokredite so teuer

Dispositionskredite / Überziehungskredite gehen in der Regel mit sehr hohen Zinssätzen einher, da die Banken hier keine Kontrolle über die genauen Parameter des Darlehens haben, weil auf Grund der sofortigen Verfügbarkeit dieses Kredits eine Prüfung nicht möglich ist. Zinsen in höhe von 13 – 18 % sind keine Seltenheit, auch wenn sich der Zinssatz bei einem solchen Kredit ebenfalls nach dem Leitzins der vorherrschenden Währung richtet.

Bei Personen mit eine besonders negativen Bonität war es früher so, dass diese schon gar kein Girokonto bekommen haben. Die Politik hat jedoch reagiert und eine Pflicht für ein “Jedermannkonto” eingeführt. Das Problem: Diese Konten bekommen oft gar keine Dispo-Kreditlinie eingeräumt. Und selbst wenn ein Dispo in Anspruch genommen werden kann: Die Zinsen dafür sind dann horrend hoch!

Dispokredite für Konsumschulden

Dispokredite werden in der Regel aufgenommen, um Konsumgüter zu erwerben – damit sind die meisten Überziehungskredite sogenannte Konsumentenkredite / Konsumschulden, die nicht für eine langfristige Geldanlage oder für ein beruflich notwendiges Gut aufgewendet werden. Kredite für Konsumgüter stellen auch in wohlhabenden Ländern ein starkes Verarmungsrisiko dar, das vor allem junge Kreditnehmer schnell in finanzielle Schwierigkeiten bringen kann. Gerade bei Heranwachsenden ist das Überziehungslimit von Bankkonten daher sehr stark eingegrenzt.

Da die hohe Zinsbelastung einen starken Verlust von Kapital zur Folge hat, werden oft Ratenkredite zur Umschuldung eines Dispokredits genutzt. Mit einem Umschuldungs-Kredit kann der Kreditnehmer kurzfristig von einer vorteilhaften Zinslage auf dem Kapitalmarkt profitieren und nachhaltig die Zinsbelastung senken. Da die monatlich abzuleistenden Zinsen über die komplette Laufzeit des Darlehens gleich bleiben, ist es sehr einfach, einen Umschuldungskredit zu planen und somit einen teuren Dispositionskredit abzulösen.

Da aktuell auf Grund vieler globaler Faktoren der Leitzins der europäischen Zentralbank sehr niedrig liegt, werden Dispokredite im Moment sehr häufig durch andere Ratenkredite ersetzt. Aber Vorsicht: Manche Konten erlauben keine individuelle Tilgungsrate, sodass unter Umständen zwei Kredite parallel bedient werden müssen. Außerdem verbieten es manche Dispositionskredite per Vertragsinhalt, dass die zu leistenden Rückzahlungen mit dem Geld aus anderen Krediten beglichen werden. Hier lohnt sich eine ausführliche Beratung mit einem Bankmitarbeiter oder einem unabhängigen Finanzberater Ihrer Wahl.

Die besseren Alternativen zum Dispo

Bevor der Überziehungskredit des Girokontos in Anspruch genommen wird, sollte man eher versuchen, andere Wege zu beschreiten. Eine Kreditkarte kann dabei helfen, die Ausgaben sinnvoll zu timen und somit die teuren Zinsen zu sparen. Wichtig ist nur, dass das Geld zum Abbuchungstag auf dem Girokonto ist – ansonsten haben auch Kreditkarten enorm hohe Verzugszinsen!

Im Laufe der Zeit haben sich viele Anbieter von Privatkrediten am Markt gebildet, die günstig und schnell kleine Darlehenssummen an Privatpersonen und Verbraucher auszahlen. Diese Kredite sind einfach zu beantragen, das Geld ist innerhalb kurzer Zeit auf dem Konto und die Zinsbelastung ist oft deutlich geringer als beim Dispo. Zu beachten ist aber, dass praktisch JEDER Ratenkredit günstiger ist als ein Dispokredit (mit wenigen Ausnahmen, etwa einem Kredit ohne Schufa-Prüfung durch den Kreditgeber).

Wer auf die Idee kommt, überschüssiges Geld aus einer Immobilienfinanzierung als “Privatkredit” zu missbrauchen, der sollte gewarnt sein: Es kann sein, dass die Bank einen Verwendungsnachweis für das Geld anfordert. Ist vertraglich bestimmt, dass die Kreditsumme aus der Baufinanzierung nur für die Immobilie genutzt werden darf, kann dieser Pflichtverstoß bereits ein Kündigungsrecht für die Bank begründen.

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